2. Jahresbericht MeDiF-NRW

2. Jahresbericht MeDiF-NRW

Seit dem 01.07.2022 ist die Meldung von Diskriminierungsvorfällen im Fußball über das Meldeportal von MeDiF-NRW möglich. Im nun veröffentlichten 2. Jahresbericht der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW wurden Meldungen ausgewertet, die in den Jahren 2023 und 2024 über das Portal anonym eingegangen sind. Aktuell verzeichnet MeDiF-NRW knapp 2500 Meldungen zu diskriminierenden Vorfällen im Fußball in NRW (Stand: März 2025).

Der Fußballsport ist eine populärkulturelle und soziale Arena, die von diversen Akteur*innen stets mit der Metapher „Brennglas der Gesellschaft“ versehen wird. Damit ist gemeint, dass sich im Stadion, auf den Fußballplätzen von Amateur*innenvereinen, in der Eckkneipe, beim Public Viewing und bei Social Media soziale Prozesse und Phänomene in intensivierter Form beobachten lassen, die auch in der Gesamtgesellschaft existieren. Der Fußball ist geprägt durch spezifische Gelegenheitsstrukturen, die sowohl Enthemmungen als auch offene und subtile Formen von Diskriminierung befördern und intensivieren. Das ist insofern problematisch, weil der Fußball für viele junge Menschen eine zentrale Sozialisationsinstanz darstellt.

Wir von MeDiF-NRW fordern deshalb: Eine Fußballkultur, in der Diskriminierung keinen Platz mehr hat!

Im nun publizierten 2. Jahresbericht der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW finden Sie wie gewohnt ein komplexes Lagebild, das auf der Grundlage von wissenschaftlichen Dokumentations- und Auswertungsverfahren einen Überblick gibt über Diskriminierungstatbestände und Ausgrenzungsdynamiken im Sportland NRW. Neben den evidenzbasierten Analysen präsentieren wir Ihnen des Weiteren unsere diskriminierungskritischen Qualifizierungs-, Sensibilisierungs- und Awarenessformate, die wir auf der Basis der bei uns eingegangenen Vorfallsmeldungen für die praxisnahe Präventions- und Interventionsarbeit im Fußball entwickelt haben.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter www.medif-nrw.de.

Bei Fragen und Anregungen kontaktieren Sie gerne Frau Elena Müller (Projektleitung MeDiF-NRW) per E-Mail (mueller@medif-nrw.de).

O-Töne zur freien Verwendung:

Elena Müller (Projektleitung):
Diskriminierung im Fußball ist ein nahezu alltägliches Phänomen. Wir können durch unsere Arbeit nicht nur Vorfälle dokumentieren und sichtbar machen, sondern so die Bedarfe der betroffenen Personen präventiv und interventiv stärken. Wir freuen uns sehr, im 2. Jahresbericht deutlich machen zu können, wie wir unsere Auswertungen zielgruppenorientiert in die Praxis übertragen: Netzwerkarbeit, Workshopangebote im Profi- sowie Amateur*innenbereich, Fachvorträge und Fachtagungen, ein Online-Selbstlernformat sowie die Nutzung des Events Stadionführung zur Sensibilisierung und Empowerment von wichtigen Multiplikator*innen am Spieltag sind nur ein kleiner Teil der praktischen Arbeit von MeDiF-NRW.

Dr. David Johannes Berchem (Projektleitung):
In Zeiten der willentlichen Demontage von Grundsäulen der offenen und freiheitlichen Demokratien mittels illiberaler Playbooks und disruptiver Diskursverschiebungen von rechts tritt MeDiF-NRW für das Recht von Menschen ein, nicht diskriminiert zu werden. Die von uns analysierten Vorfallsmeldungen lassen kein anderes Urteil zu: Lieber Fußball, Du hast ein Diskriminierungsproblem! Bitte nicht die Augen davor verschließen. Im Fußball werden ausgrenzende Denk- und Handlungsweisen viel zu oft bagatellisiert, verharmlost und relativiert. Das führt unweigerlich zu Normalisierungs- und Entsolidarisierungsprozessen. Die Perspektiven der Betroffenen werden kontinuierlich delegitimiert und gesilenced. Wir von MeDiF-NRW fordern daher nicht weniger als eine Trendumkehr. Dafür benötigt es in erster Linie ein Mehr an diskriminierungskritischen Wissensressourcen. Erst dann kann der Fußball zu einem Braver Space mit einer nachhaltigen Kultur des achtsamen Miteinanders umgestaltet werden, die durch Allyship, Empowerment, Solidarität und Toleranz charakterisiert ist.

Patrick Arnold (Projektträger, LAG Fanprojekte NRW):
Mit MeDiF-NRW generieren wir wichtige Erkenntnisse für die sozialarbeiterische Praxis. Besonders freuen wir uns, dass auch Vereine und von Diskriminierung betroffene Personen so stark von den Angeboten der Meldestelle profitieren. Leider müssen wir auch festhalten, dass sich das Klima im Fußball – analog zu den gesellschaftlichen Entwicklungen – nicht in allen Bereichen positiv gestaltet. Wir empfehlen die Entwicklung eines bundesweiten liga- und phänomenübergreifenden Masterplans Diskriminierung im Fußball, dessen Erstellung möglichst partizipativ unter Einbeziehung aller involvierten Interessengruppen gestaltet werden sollte.

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