„Kritik der Männlichkeit im Fußball und darüber hinaus“
Am 3. Dezember 2022 fand im BVB Lernzentrum der Workshop „Kritik der Männlichkeit im Fußball und darüber hinaus“ in Kooperation der LAG Fanprojekte NRW, der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball NRW (MeDiF) und dem Fanprojekt Dortmund statt. Seit dem 1. Juli 2022 können diskriminierende Vorfälle rund um Fußballveranstaltungen bei der MeDiF anonym gemeldet werden; die ersten Erkenntnisse zeigen, dass die meisten Vorfälle Sexismus (28% aller Meldungen) betreffen, gefolgt von Rassismus (26%) und Queerfeindlichkeit (24%). Angesichts dieser Zahlen wollten wir einen Workshop über Männlichkeit anbieten, um diesen Begriff und dessen Handlungsweisen näher und kritisch zu betrachten, sowie auch damit sich Betroffene vereinsübergreifend miteinander vernetzen können.
Der Workshop wurde von Markus Textor, Doktorand an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, geleitet und fokussierte sich auf das Konzept der „hegemonialen Männlichkeit“, was 1987 von Raewyn Connell, einer australischen Soziologin, ausgearbeitet wurde. Im ersten Teil des Workshops ging es darum, dieses Konzept der hegemonialen Männlichkeit zu erläutern und zur Diskussion zu stellen: diese Phase des Workshops behandelte unter anderem und auf den ersten Blick abweichende Männlichkeitsdarstellungen, die aber trotzdem von der Kritik nicht ausgenommen werden dürfen, da auch diese von den Ungleichverhältnissen (was Gender sowie auch race und class) profitieren. Der zweite Teil des Workshops hat sich den Erfahrungen und Erlebnissen der Workshop TeilnehmerInnen gewidmet, und speziell dem Kontext Fußball zugewendet. Hier ging es auch darum, sich mit den alltäglichen Auswirkungen der hegemonialen Männlichkeitsstruktur auseinanderzusetzen und sich über mögliche Gegenstrategien, in und außerhalb des Stadions oder des Fußballplatzes, auszutauschen.
Es gab spannende Diskussionen zum Thema Raumergreifung—wie sich hegemoniale Männlichkeit breitmacht, wie die Stimme eingesetzt wird—und der wortwörtlichen Marginalisierung von Frauenfußballteams, die ständig auf kleinere, schlechtere Bolzplätze ausweichen müssen, sobald die „legitimen“ Männerteams auftauchen. Der Workshop hat sich also zugleich mit den theoretischen Grundlagen der hegemonialen Männlichkeit sowie auch mit seinen „banalen“ Erscheinungsformen und seiner Alltäglichkeit beschäftigt.